SCHWEIZERISCHER VERBAND DER KONSUMENTENVEREINE
ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCH-DYNAMISCHEN LANDWIRTSCHAFT
UND ASSOZIATIVER WIRTSCHAFTSORDNUNG
Mit dem am 5. Juli 2023 vorgelegten Legislativvorschlag zu neuen genomischen Techniken (NGT) hat die EU beschlossen, den derzeitigen GVO-Rahmen der EU zu demontieren und damit unsere Gesundheit und die Umwelt zu gefährden.
Der Entscheid der Europäischen Kommission stellt einerseits die GVO-freie Landwirtschaft in Frage, andererseits steht er im Widerspruch zu der Forderung nach einer strengen Regulierung und Kennzeichnung von GVO, die in einer EU-weiten Petition erhoben wurde, die Anfang des Jahres mehr als 420.000 Unterschriften erhielt. Damit übertrumpfen Firmen-Interessen die Wahlfreiheit und die Bio-Sicherheit.
Der biologisch-dynamische Verband Demeter International setzt sich weiterhin für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und Züchtung ein, ebenso wie der Biosektor. So verbietet der Demeter-Standard strikt die Verwendung von Saatgut, Vermehrungsgut und Pflanzenmaterial aus gentechnisch veränderten Organismen. «Aber ohne Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung gibt es keine klare Grundlage für den Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft. Beides ist unabdingbar, um die Wahlfreiheit der Landwirte und Züchter zu gewährleisten und zusätzliche Belastungen für ökologisch und biologisch-dynamisch wirtschaftende Betriebe zu vermeiden», erklärt Clara Behr, Leiterin der Abteilung Politik und Öffentlichkeitsarbeit beim Verband.
Während der Übergang zu nachhaltigeren landwirtschaftlichen Praktiken zur Bewältigung des Klimawandels eine Notwendigkeit ist, ist eine Aufweichung der derzeitigen GVO-Verordnungen eindeutig nicht der richtige Weg. Anstatt auf technologische Lösungen zu setzen, deren Nutzen nicht erwiesen ist und die potenziell unbeabsichtigten Auswirkungen und Risiken für unsere Umwelt und die biologische Vielfalt haben, sollte sich die EU auf bewährte Lösungen wie die ökologische und biodynamische Landwirtschaft konzentrieren, die nachweislich echte Vorteile für das Klima und die biologische Vielfalt bieten.
Eine Abschaffung der GVO-Verordnungen in der EU würde auch das Problem der Patente auf Saatgut verschärfen und die Rechte der Landwirte auf Saatgut, kleine und mittlere Züchter und die Saatgutvielfalt gefährden. Im Gegensatz zur konventionellen Pflanzenzüchtung sind sowohl die Verfahren als auch die Produkte von NGTs nach EU-Recht patentierbar. Die Befreiung neuen gentechnisch veränderten Saatguts von den GVO-Vorschriften der EU würde daher zu einer Flut von patentiertem Saatgut auf dem Markt führen. Für die meisten Landwirte und Züchter wird es eine grosse Herausforderung sein, sich in diesem «Patentdickicht» zurechtzufinden und gleichzeitig die Monopolstellung der Saatgutindustrie zu stärken.
Landwirtschaft beginnt immer mit dem Saatgut, denn Saatgut ist ein Gemeingut, und jeder Landwirt hat ein Recht auf Saatgut. Dennoch gehen heute 75 % der weltweiten landwirtschaftlichen Vielfalt verloren, obwohl sie so wichtig ist. Stattdessen werden GVO und die damit verbundenen Patente die Versorgung mit Saatgut weiter in den Händen einiger weniger multinationaler Unternehmen konzentrieren. Am selben Tag, an dem die EU-Kommission ihren Vorschlag zur Reform der Saatgutvermarktung veröffentlicht, möchte der Verband die EU-Entscheidungsträger daran erinnern, dass die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen des Klimawandels mit der Förderung der Saatgutvielfalt beginnt, indem ökologische und biodynamische Sorten gestärkt werden.
Es liegt nun an den Abgeordneten des Europäischen Parlaments und den Mitgliedstaaten, den derzeitigen GVO-Rahmen der EU zu schützen. Für die meisten Landwirte und Züchter wird es eine grosse Herausforderung sein, sich in diesem «Patentdickicht» zurechtzufinden und gleichzeitig die Monopolstellung der Saatgutindustrie zu stärken.
Die Marschrichtung ist klar: Risikobewertung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung müssen für alle GVO, einschliesslich NGTs, sichergestellt werden.
Die Schweiz muss mehr Vorsicht walten lassen!
Die Schweizer Allianz Gentechfrei SAG fordert, dass die Schweiz mehr Vorsicht walten lässt: Die Risiken für Mensch und Umwelt dürfen nicht einfach ausser Acht gelassen werden, nur weil eine Industrie das fordert. Die SAG ruft Syngenta, BASF, Bayer und Corteva deshalb in einer Anfangs Juli 2023 startenden Kampagne auf, die Wünsche der Konsumentinnen und Konsumenten zu respektieren.
«Gentech-Konzerne wie Syngenta, Bayer, BASF und Corteva müssen akzeptieren, dass Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten keine Gentechnik auf ihren Tellern und in der Umwelt wollen», fordert Isabel Sommer, Geschäftsleiterin der Schweizer Allianz Gentechfrei SAG. Die SAG startet einen öffentlichen Aufruf an die Gentech-Konzerne, den die Bevölkerung unterschreiben kann. Sommer: «Wir fordern, dass die Gentech-Konzerne mit ihrer finanziellen Übermacht nicht den demokratischen Prozess in der Schweiz beeinflussen.»
Medienmitteilungen BFDI Brüssel und SAG Zürich, 5. Juli 2023
News-Archiv